Der Sekretär – Schreibschrank des Biedermeier

 

Seit der napoleonischen Zeit und Kriegen fehlten finanzielle Mittel und Rohstoffe für aufwändige Gestaltungen. Daher entwickelte sich ein schlichter und zweckmäßiger Einrichtungsstil – der Biedermeierstil, fast ausschließlich ein Innenausstattungs- und Möbelstil, der sich bereits vor 1800 in seinen Grundzügen ausbildete und bis etwa 1830 durch die Reduzierung auf Einfachheit, natürliche Schönheit von Materialien und Klarheit der Formen geprägt war. Einheimische Hölzer wie Kirschbaum, Birne, Nussbaum, Pappel, Eibe oder Esche wurden einfach, aber solide verarbeitet und die Vorliebe für Symmetrie wurde besonders sichtbar. Auch Holzkontraste in hell/dunkel wurden gerne verwendet, aber aus Kostengründen meist nicht in Ebenholz, sondern durch Beizen anderer Hölzer ausgeführt. Andere Intarsien waren im Biedermeier eher selten und wurden, wenn überhaupt, nur sehr sparsam eingesetzt.

 

Französischer Secrétaire aus dem Louis Seize

Antike Sekretäre

Kaum ein Möbelstück, wie die auch als Schreibschrank bezeichneten Sekretäre, haben als hochwertige und begehrte Antiquitäten solch eine Vielfalt der Formen hervorgebracht. Die wertvollsten und schönsten Stücke mit zahlreichen Fächern und Schubladen stammen aus der Zeit des Barock, Biedermeier, Louis-Seize und Empire.

 

In der Regel hatte die Kommode drei Schubfächer und darüber die Schreibplatte und dann den Aufsatz. Besonders aus Frankreich sind auch Exemplare mit verschließbaren Türen und dahinter versteckten Schubladenreihen (Geheimfächer) bekannt. Der Aufsatz enthielt Schub- und Sortierfächer und Aussparungen für Papier, Tinte, Dokumente und weitere Schreibutensilien und war mit einem nach vorne ausklappbaren Deckel zu verschliessen. Dieser diente im geöffneten Zustand als Arbeitsplatte.

 

Der Schreibschrank gelangte von Frankreich Anfang des 18. Jahrhunderts nach Deutschland, vornehmlich über England und den Niederlanden. Anders als die französischen und englischen Exemplare sind diese seltener aus exotischen Edelhölzern ausgeführt, sondern häufiger, wie oben bereits erwähnt, aus heimischen Hölzern hergestellt.

 

Als Möbelstück wieder in Mode

Das mit PC, Drucker, Faxgerät, Ordnern und riesigem Schreibtisch vollgepackte Büro gilt heute bei den meisten deutschen Familien, dank internetfähigen, mobilen und kleinen Endgeräten mit hohen Speicherkapazitäten und damit einhergehendem weiniger Papierkram, als überholt. Der Trend geht zum kleinen, funktionalen Möbel. Daher steht heutzutage der Sekretär als einfaches und platzsparendes Möbelstück in vielen Haushalten wieder hoch im Kurs. Je nach Beschaffenheit kann der Sekretär als Schreibtisch oder Kommode genutzt werden. Dank seiner Kompaktheit lässt sich in beinahe jedem Zimmer oder auch im Flur ein Platz für ihn finden. So können Mann, Frau und Kinder in Ruhe arbeiten. Angeboten werden sie in unterschiedlichen Stilrichtungen und bei manchem Büromöbelangebot online findet man sehr schöne Exemplare. Die Sekretäre können durch eigene stilvolle Tischlampen oder Leuchtelemente ausgestattet werden. Mit Steckdosenleisten und kurzen Kabelführungen vermeidet man lästigen Kabelsalat. Große Sekretäre bieten sogar Platz für einige wenige Ordner oder einen PC oder Laptop. Und im Geheimfach kann man heute anstatt Briefen und Geheimdokumenten ja die Pincodes von Handy oder Kreditkarte aufbewahren.

 

23. Juli 2016     >> Zurück zum Archiv

 

Sekretär im italienischen Stil

Bild oben: Französischer Secrétaire aus dem Louis Seize – © ChristosV, CC BY-SA 3.0
Bild unten: Sekretär im italienischen Stil – © Otto (GmbH & Co KG)