Rückblick 2015: Die Wiederentdeckung von Cannabis als Nutzpflanze

 

Hanf hat eine eigenartige Geschichte hinter sich. Jahrhunderte wurde es als Nutzpflanze angebaut und diente beispielsweise zur Herstellung von Seilen, Papier und Kleidung. Zudem war das Rauchen von Cannabis lange Zeit auch wegen seiner schmerzstillenden Wirkung äußerst beliebt und weit verbreitet. Von der frühen Besiedlung bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Pflanze vor allem in Nordamerika stark verbreitet, nicht zu guter Letzt wegen ihrer medizinischen Wirkung. Im gesellschaftlichen Diskurs des frühen 20. Jahrhunderts galt vor allem Alkohol als problematische Gesellschaftsdroge, was letztendlich zur berühmt-berüchtigten Prohibition der 20er Jahre führte. Nachdem 1933 die Prohibition scheiterte, machten sich Harry Anslinger, damals Vorsitzender des US-Amerikanischen "Federal Bureau of Narcotics", sowie einige mächtige Wirtschaftsverbände für die Prohibition von Cannabis stark. Kurz nach Gründung der Vereinten Nationen wird Anslinger in die UN-Drogenkommission berufen. Hier macht er seinen Einfluss geltend, um 1961 eine UN Konvention gegen Drogen durchzusetzen. Cannabis wurde so weltweit kriminalisiert. Erst in den letzten fünf bis zehn Jahren fand ein Umdenken statt: Hanf wird allmählich als Nutzpflanze wiederentdeckt. Ein Prozess, der sowohl in Deutschland als auch im Ausland in vollem Gange ist.

 

Umdenken bei der Cannabis-Legalisierung im In- und Ausland

Den Anfang machte das kleine südamerikanische Land Uruguay, welches als erstes Land der Welt den staatlich kontrollierten Anbau und Handel von Cannabis legalisierte. Auch in den US-Bundesstaaten Colorado, Oregon, Washington State, Washington D.C. und Alaska ist der Anbau und Konsum von Cannabis, sowohl für medizinische als auch für rekreative Zwecke, mittlerweile legal. In zahlreichen weiteren US-Bundesstaaten darf Cannabis zu medizinischen Zwecken konsumiert werden. Auch in Europa stehen die Zeichen der Zeit auf Wandel. So schießen in Barcelona private Cannabis-Klubs, in denen Marihuana legal erworben und konsumiert werden kann, wie Pilze aus dem Boden. Eine Entwicklung, die der Katalanischen Hauptstadt schon den Beinamen "das neue Amsterdam" eingebracht hat.

 

Auch in Deutschland soll Cannabis zu medizinischen Zwecken konsumiert werden dürfen

2015 war aber auch für deutsche Cannabis-Aktivisten und Befürworter ein ausgesprochen gutes Jahr. Das Thema der Cannabis-Legalisierung ebnete sich immer wieder den Weg in den gesellschaftlichen und medialen Diskurs. So sorgte beispielsweise Monika Herrmann (Grüne), Bezirksbürgermeisterin der Berliner Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, für Aufsehen, als sie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einen Antrag für die Genehmigung von Coffeeshops einreichte. Auch Bremens neuer Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) überraschte, als er sich kurz nach seiner Wahl im Juli 2015 für die Legalisierung von Cannabis aussprach. Anfang November kündigte schließlich die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Marlene Mortler (CDU) an, in Deutschland eine eigene Cannabis-Agentur gründen zu wollen, um Schmerzpatienten den Zugang zu Cannabis zu erleichtern. Für viele kam dieser Schritt überraschend, da Marlene Mortler beim Thema Cannabis-Legalisierung stets einen konservativen Standpunkt vertrat. Doch die Experten von SensiSeeds werten diesen Schritt als Kalkül, um eine erneute Niederlage vor Gericht gegen klagende Schmerzpatienten zu verhindern. Auch der immer größer werdende öffentliche Druck dürfte die Drogenbeauftragte zu diesem Schritt bewegt haben. Die Ereignisse der letzten Monate zeigen deutlich, dass das Thema der Cannabis-Legalisierung nicht nur im Ausland, sondern auch in Deutschland hohe Wellen geschlagen hat. Das Jahr 2015 könnte sich also rückblickend als kleiner Meilenstein auf dem langen Weg zur Legalisierung von Cannabis erweisen.

 

16. Dezember 2015     >> Zurück zum Archiv

 

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