Was haben Schalke, Wolfsburg und Leipzig gemeinsam?

 

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Bildrechte: Flickr 2014-10-26_Wolfsburg05 - Ungry Young Man CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten

 

Nanu, fragen Sie sich vielleicht an dieser Stelle, was sollen diese drei unterschiedlichen »Paar Schuhe« miteinander zu tun haben? Der Gelsenkirchener Stadtteil, die niedersächsische Großstadt und die florierende ostdeutsche Metropole sind sich jedoch näher, als auf dem ersten Blick ersichtlich. Zumindest, was König Fußball betrifft – aber auch in anderen überraschenden Details.

 

Fußball ist und bleibt in Deutschland so hoch angesehen wie kein anderer Sport, und die drei genannten Städte bleiben an diesem Hype nicht ganz unbeteiligt. Wahrscheinlich vereint der 1. FC Schalke 04 beinahe ebenso viele Fans – und Feinde! – auf sich wie unser Dauermeister Bayern-München. Die Königsblauen konnten bereits siebenmal die deutschen Meisterschaften für sich verbuchen – zumindest vor Einführung der Bundesliga – den DFB-Pokal ergatterten sie fünfmal und der UEFA-Cup ging einmal im Jahr 1997 in ihre Hände über. Ein erfolgreicher Verein also, dessen Beliebtheit sich auch in den Mitgliederzahlen widerspiegelt: Schalke darf sich auf der Liste der größten Fußballclubs der Welt über einen fünften Platz freuen, in Deutschland liegt das Team mit seinen mehr als 150.000 erklärten Anhängern sogar auf Rang Drei. Der VfL Wolfsburg hingegen ließ sich immerhin 20 Jahre lang durch die Volkswagen AG päppeln, doch inzwischen läuft der Laden mit geminderten Sponsorengeldern fast wie von selbst. 2009 durfte der niedersächsische Verein sich offiziell Deutscher Meister nennen, 2015 folgte dann der Doppelsieg im DFL-Supercup und dem DFB-Pokal. Der RB Leipzig ist noch ziemlich jung, die Red Bull GmbH gab im Jahr 2009 den Startschuss für seine Gründung. 2014 folgt der Aufstieg in die 2. Bundesliga, der Frischling hatte sich von Anfang an wacker geschlagen. Seit nunmehr zwei Spielzeiten sind die Leipziger vorne mit dabei in der höchsten deutschen Fußballliga.

 

Abgesehen davon, dass alle drei Clubs aktuell gegeneinander in der 1. Bundesliga antreten und jeder von ihnen bereits für Deutschland in internationalen Turnieren teilnahm, teilen sich die Mannschaften auch einen großen Innovationsgeist. Schalke erfindet sich bereits seit Jahrzehnten immer wieder neu und feiert seine Siege in unterschiedlichen Zusammensetzungen, ohne sich daran zu stören, dass darüber die Zeit vergeht. Die Wolfsburger und die Leipziger hingegen sind junge Vereine, bei denen automatisch ständig etwas Neues los ist, und doch setzen sie auf nachhaltiges Wachstum und eine lebendige Kommunikation mit ihren Fans, gern auch auf digitalem Weg. Besonders Leipzig setzt dabei Maßstäbe in der Nachwuchsförderung.

 

Nebenbei vereint die drei Vereine eine weitere Leidenschaft: der eSport. Dieser Begriff bezeichnet den digitalen Oberklasse-Sport auf dem Computer oder der Spielkonsole. Bevor Sie dies nun als »modernen Unsinn« abtun, sollten Sie zuerst wissen, dass digitale Wettbewerbe bereits seit vielen Jahren Teil unserer Gesellschaft sind. Wer sich die einzelnen Meilensteine der spannenden eSport-Geschichte ansieht, merkt schnell, dass diese Freizeitbeschäftigung das Potenzial besitzt, eine Breitensportart zu werden. Turniere wie das Intel Extrem Masters, das im Jahr 2017 ganze 173.000 Menschen zusammenbrachte, um die digitalen Athleten vor Ort zu bestaunen, zeigen jetzt schon, was sehr bald zu unserer Alltagsroutine gehören wird. Wer weiß, vielleicht erlangen Fußballclubs eines Tages hauptsächlich aufgrund ihres digitalen Auftritts Berühmtheit!

 

Tür

Tür – Pixabay - Public Domain Bilder / Creative Commons CC0 (CC0 1.0)

 

Doch auch über Fußball und eSport hinaus, lassen sich gewisse Gemeinsamkeiten zwischen Leipzig, Wolfsburg und Schalke nicht verneinen: Alle drei Städte genießen ganz ungeachtet ihrer Größe weltweite Bekanntheit. Zugegeben, bei dem nicht einmal 20.000 Einwohner umfassenden Ortsteil Schalke liegt dies hauptsächlich am dort gespielten Weltklasse-Fußball, während Wolfsburg international mit seinen VW-Werken glänzt. Leipzig gilt seit den Montags-Demos 1989 gar als »Heldenstadt«, die vielen rekonstruierten Kulturdenkmäler fügen ihr eigenes Quäntchen zum Ruhm dazu. Während Schalke einen schnell wachsenden, großformatigen Fußballverein unterhält, dessen Mitgliederzahl die Zahl der Einwohner bei Weitem übersteigt, expandiert Leipzig im realen Leben. Jährlich gesellt sich der ostdeutschen Großstadt die Hälfte von Schalkes Einwohnerschaft hinzu – natürlich rein statisch gesehen. Ein echter Schalker würde trotzdem nie nach Leipzig wechseln, und auch andersherum ergeben sich nicht nur sprachliche, sondern gewiss auch fußballkulturelle Probleme. Doch immerhin liegen alle drei Städte in der gemäßigten Klimazone, bei einem Umzug von dem einen an den anderen Ort muss nicht der gesamte Inhalt des Kleiderschranks ausgewechselt werden. In Wolfsburg braucht es nur etwas weniger Regenkleidung, da hier mit 532 mm pro Jahr einer der niedrigsten Niederschlagswerte in ganz Deutschland gemessen wird. Intelligenz scheint auf alle drei Städte gleichmäßig verteilt, jede von ihnen wartet mit berühmten Einwohnern auf, die sich im wissenschaftlichen, kulturellen und ökonomischen Bereich verdient gemacht haben.

 

Montagsdemonstration am 23. Oktober 1989

© Gahlbeck, Friedrich - Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst - Zentralbild (Bild 183), CC BY-SA 3.0 de

 

Im Grunde lassen sich bei allen deutschen Städten irgendwelche Gemeinsamkeiten finden, etwas Zeit für die genauere Suche vorausgesetzt. Sport, Kultur und vor allem das Wetter schweißen uns alle fest zusammen, egal wo wir leben!

 

26. April 2018     >> Zurück zum Archiv