Ausübung der Heilkunde vom Mittelalter bis heute

 

"Im Verständnis des Zusammenspiels von Körper, Geist und Seele, liegt der Schlüssel für das Wohlbefinden des Menschen."

 

Klostermedizin

Die frühmittelalterliche Heilkunde umfasst etwa die Zeit vom 8. bis zum 12. Jahrhundert und wurde vor allem von Mönchen und Nonnen getragen. Man nannte sie "Klostermedizin", weil sie hauptsächlich in Klöstern praktiziert und dort auch das gesammelte Wissen in den Klosterschriften festgehalten wurde. Ihre Entstehung verdankt die Klostermedizin zweier Katastrophen, die um 500 bis 600 n.Chr. über Europa hereinbrachen. Dies war erstens die Völkerwanderung vieler germanischer Stämme, die noch verstärkt wurde durch mehrere Pestwellen (ab 543 bis etwa 700 n.Chr.). Zweitens verschwanden mit dem Zusammenbruch des weströmischen Reiches viele zivilisatorische Güter, wie die allgemein verbreitete Fähigkeit des Lesens und Schreibens und auch das Medizinalsystem, das überwiegend griechische Ärzten entwickelt hatten. Und erst mit den arabischen Eroberern im 12. Jahrhundert kehrte das medizinische Wissen der Antike nach Europa zurück.

 

Es wurden vor allem Heilkräuter verabreicht, Wunden behandelt, und man führte Operationen durch. Das lukrative Betreiben der Heilkunde hatte aber auch zur Folge, daß die Mönche und Nonnen nunmehr ihre religiösen Pflichten vernachlässigten. Mit der Zeit nahmen ihre obersten Herren Anstoß an der Ausübung und wiesen sogar per päpstlichem Erlaß darauf hin, daß die Ordensregeln derartige weltliche Hantierungen nicht gestatteten. Letztendlich wurde ihnen die Beschäftigung mit der Heilkunde untersagt.

 

Heilkunde bis zur frühen Neuzeit

Diejenigen, die sich in der Folgezeit mit der Heilkunde beschäftigten, kann man folgendermaßen unterteilen. Zunächst gab es die eigentlichen Gelehrten oder Doktoren, dann die Chirurgen jeder Art, und dann die Apotheker und Spezereihändler, auch Krudener genannt. Außerdem gab es Leute, die sich zwar auch mit dem Kurieren befaßten, hauptsächlich aber das Beschwören betrieben. Diese bezeichnete man als Magier, Hexen, Herbalisten, Alchimisten oder Empiriker. Nicht zu vergessen ist die Gruppe der Heilerinnen. Seit Menschengedenken waren Frauen als Pflegerinnen, Hebammen und Heilkundige in einer Person tätig, und sie genossen hohes Ansehen in der Bevölkerung. Die weisen Frauen, so nannte sie der Volksmund, kannten die besten Standorte für Heilkräuter und wussten diese zu den richtigen Zeiten zu pflücken und zubereiten. Als Hebammen beherrschten sie auch die Anwendung von natürlichen Mitteln zur Schwangerschaftsverhütung. Doch der Glaube an die Kraft der Natur und das Vertrauen in die heilende Wirkung der Kräuter, und nicht an Gott, wurde vielen Frauen auch zum Verhängnis. Sie wurden der Ketzerei angeklagt, grausamen Verfolgungen und Folterungen ausgesetzt und viele starben auf dem Scheiterhaufen.

 

Heilkunde heute

Neben der Ärzteschaft hatte sich im Laufe der Jahrhunderte ein nicht-akademischer Berufsstand von Heilkundigen herausgebildet. In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts etablierten sich die ersten Verbände von Heilkundigen. In Deutschland gab es parallel zur wissenschaftlichen Ärzteschaft die Heilkunde, die Mitte der 1930er Jahre als anerkannter Freiberuf der Heilpraktiker/in etabliert wurde. Unter anderem braucht es dafür ein fundiertes Wissen in Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie. Aus diesem Wissen wächst dann auch das Wissen um die alternativen naturheilkundlichen Methoden.

 

11. Mai 2016     >> Zurück zum Archiv

 

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