Geschichte der Stadt Marburg
9./10. Jh.
Vermutlich Sitz eines lokalen Adelsgeschlechtes der spätkarolingischen Zeit auf dem Plateau des heutigen Schloßbergs. Nachgewiesen wurde ein lang-rechteckiges Steingebäude.
11./12.Jh.
Errichtung eines Wohnturms mit einer steinernen Umfassungsmauer.
1138/39
Erste urkundliche Erwähnung der 'Marcburg' (als Besitz der Landgrafen von Thüringen). um 1140 Marktort: Prägung von 'Marburger Pfennigen'
1222
Marburg erstmals als Stadt (civitas) erwähnt.
1228
Elisabeth, Tochter des Königs von Ungarn und Witwe Landgraf Ludwigs IV. von Thüringen, gründet das Franziskus-Hospital.
1231
Tod Elisabeths
1235
Heiligsprechung Elisabeths. Der Deutsche Orden beginnt den Bau der Elisabeth-Kirche (vollendet 1283).
1236
(1.5.) Feierliche Überführung der Gebeine der hl. Elisabeth in Anwesenheit Kaiser Friedrich II., dreier Erzbischöfe, des Landgrafen von Thüringen und einer großen Zahl anderer weltlicher und kirchlicher Würdenträger sowie einer riesigen Menschenmenge: wohl die größte Versammlung in der Marburger Geschichte.
1248
Sophie von Brabant, Tochter Elisabeths, begründet in Marburg das Land Hessen.
1250
Steinerne Lahnbrücke zur Vorstadt Weidenhausen
1260
Beginn des Ausbaus der Marburg zur Residenz und Festung. Erweiterung der Stadtmauer: Einschluß der Neustadt (Oberstadt vollendet)
1283
Gesamtweihe der Elisabethkirche (1. Mai), Türme ca. 50 Jahre später fertiggestellt.
1284
Erste urkundliche Erwähnung eines Bürgermeisters.
1319
Fast die ganze Stadt fällt einem großem Brand zum Opfer.
1330
Saalbau des Landgrafenschlosses, dessen Fürstensaal als der größte gotische Profanraum in Deutschland gilt.
1348/49
Die Pest wütet in Marburg.
1512/27
Bau des Rathauses. Renaissancegiebel 1582
1527
Landgraf Philipp der Großmütige gründet in Marburg die erste protestantische Universität.
1529
Religionsgespräch im Schloß zwischen Luther und Zwingli.
1604
Teilung Oberhessens: Marburg (von nun an nicht mehr Residanz) fällt an Hessen-Kassel.
1647
Belagerung und Plünderung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg durch die Kaiserliche Armee.
1690
Denis Papin, Prof. für Mathematik, konstruiert in Marburg die erste kontinuierlich arbeitende Kolben-Dampfmaschine.
1773/76
Festungsanlagen des Schlosses werden geschleift.
1802/03
Die Brüder Grimm, Clemens Brentano, Bettina von Armin, Friedrich von Savigny in Marburg (Romantikerkreis)
1807/13
Marburg Teil des Königreichs Westfalen unter Jérôme Bonaparte.
1809
Durch ein Dekret Napoleons wird der Deutsche Orden aufgehoben und sein Besitz säkularisiert.
1810
Teilung der Elisabethkirche (für 17 Jahre) zwischen Protestanten und Katholiken durch ein Dekret König Jérômes.
1811
Auszug der Studenten nach Gladenbach wegen übler Behandlung eines Kommilitonen durch die Gendarmerie.
1815
Schloß wird Strafanstalt (bis 1852).
1850
Eisenbahn Kassel-Marburg eröffnet (1852 bis Frankfurt).
1863
Gasbeleuchtung in Marburg eingeführt.
1866
Marburg (7718 Einwohner in 781 Häusern, 51 Professoren, 264 Studenten) wird bei der Annexion Kurhessens preußisch.
1872
Beginn des Universitäts-Neubaus am Lahntor (1891 vollendet mit dem Bau der Aula) und der Stadterweiterung um Biegen- und Südviertel.
1897
Die Immatrikulation des 1000. Studenten wird mit einem Fest gefeiert.
1899
Personenverkehr mit Pferdeomnibussen: Hauptbahnhof-Wilhelmsplatz-Marktplatz.
1901
Emil von Behring, Prof. der Hygiene, erhält den Nobelpreis für Medizin.
1903
Pferdebahn (auf Schienen) zwischen Hauptbahnhof und Wilhelmsplatz eröffnet.
1904
Gründung der Behring-Werke zur Herstellung von Seren und Impfstoffen
1906
Inbetriebnahme des städtischen Elektrizitätswerks.
1907
20.137 Einwohner, über 100 Professoren und Dozenten, 1954 Studenten (erstmals 28 Studentinnen).
1911
Erste Fahrt der elektrischen Straßenbahn.
1916/-17
Gründung des Vereins blinder Akademiker Deutschlands in Marburg durch Carl Stehl. Formelle Eröffnung der Hochschulbücherei, Studienanstalt und Beratungsstelle für blinde Studierende (= Deutsche Blindenstudienanstalt).
1929
Marburg wird kreisfrei. 26.000 Einwohner, über 4000 Studenten; Ockershausen wird eingemeindet.
1933
Bei der letzten noch halbwegs freien Reichstagswahl am 5.3. erringt die NSDAP 57,6% (Reichsdurchschnitt 43,9%), die DNVP 11,1%, die SPD 13,5%, das Zentrum 5,8%, die KPD 4,8%, die DVP 3,6%. In den folgenden Monaten setzen sich die Nationalsozialisten durch Gleichschaltung aller Vereine und Verbände rigoros durch.
1938
Zerstörung der Synagoge durch die Marburger SA.
1942
Abtransport der letzten Juden aus Marburg in die Vernichtungslager.
1945
28.3. kampflose Übergabe der Stadt an US-Truppen. 46.000 Einwohner (11.000 Flüchtlinge und Vertriebene). Im WS 1945/46 2543 Studenten.
1946
Erste Stadtverordnetenversammlung nach dem Krieg: 11 LDP (40,4%), 7 SPD (27,2%), 6 CDU (23,2%)
1951
Umstellung des öffentlichen Nahverkehrs von Straßenbahn auf Busbetrieb.
1954
Erweiterung der Deutschen Blindenstudienanstalt durch Gründung der Deutschen Blinden-Hörbücherei.
1963
47.595 Einwohner, 7423 Studenten im SS. kommunalpolitische Entscheidung über: Neubaugebiet Richtsberg, Stadthalle, Großsportfeld und mehrere Schulen
1964
48.347 Einwohner, Marburg hat mit 25,2% das höchste Wohnungsdefizit der Bundesrepublik
1968
Beginn der Bestandaufnahme für die Altstadtsanierung.
1972
Jubiläum "750 Jahre Stadt Marburg" und 12. Hessentag. Am 1.7. wird die förmliche Festlegung des 1. Sanierungsabschnitts (westliche Oberstadt und Weidenhausen) rechtskräftig.
1973
Eröffnung der Fußgängerzone Neustadt/Wettergasse und des Fußgängerbereichs Rudolfsplatz. Bebauung des Richtsbergs nahezu abgeschlossen (bis 1973 1443 öffentlich geförderte Wohnungen).
1974
Im Rahmen der Gebietsreform wächst am 1.7. durch die Eingliederung von 18 Umlandgemeinden die Gemarkungsfläche um mehr als das Fünffache und die Einwohnerzahl der Stadt um ein Drittel auf 70.922. Marburg verliert zwar seine Kreisfreiheit, wird aber Mittelpunkt des neuen Großkreises Marburg-Biedenkopf.
1977
450-Jahr-Feier der Philipps-Universität. Die Stadtwerke nehmen ihr neues Betriebs- und Verwaltungsgebäude am Krekel in Betrieb (Omnibusbertriebsbahnhof 1980).
1978
In Marburg findet das 53. Internationale Bach-Fest statt.
1979
Erstmals nach 1945 besucht eine Gruppe ehemaliger Marburger Juden auf Einladung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Marburg (März). Anläßlich des zehnjährigen Bestehens wird die Städtepartnerschaft mit Maribor durch den Austausch von Urkunden feierlich besiegelt (Mai).
1981
Im Rathaus von Poitier wird durch die Unterzeichnung von Freundschaftsprotokollen die seit 20 Jahren bestehende Städtepartnerschaft bekräftigt (Mai). Mit einer großen Ausstellung anläßlich des 750. Todestages der hl. Elisabeth (17.11.1231) wird der zum Museum umgestaltete Wilhelmsbau des Landgrafenschlosses der Öffentlichkeit übergeben.
1984
Im Bundeswettbewerb 'Bauen und Wohnen in alter Umgebung' wird die Stadt Marburg für ihre vorbildliche Altstadtsanierung mit einer Goldmedallie ausgezeichnet (Nov.). Das neue Universitätsklinikum (600 Betten) auf den Lahnbergen wird seiner Bestimmung übergeben (Dez).
1986
Festwochen anläßlich der 25jährigen Städtepartnerschaft Marburg-Poitier (Juni/Okt.)
1988
Beginn der 21. deutsch-deutschen und ersten hessisch-thüringischen Städtepartnerschaft Marburg-Eisenach (Ratifizierung der Vereinbarung nach schwierigen Verhandlungen am 28.5. und 10.6.).
1990
Das Marburger Schauspiel erhält durch Vertrag zwischen Stadt und Land Hessen den Status des 'Nordhessischen Landestheaters' (Nov.).
1991
1.1.: Zusammenschluß der Stadtsparkasse Marburg sowie der Kreissparkassen Marburg und Biedenkopf zur Sparkasse Marburg-Biedenkopf. Mit dem Verkauf des Schlüsselgrundstücks Ecke Pilgrimstein/Biegenstraße an einen privaten Investor beginnt die umfassende Neugestaltung im Bereich Marburg-Mitte. Die erforderlichen Abbrucharbeiten, die sich infolge zahlreicher Hindernisse bis Ende 1993 hinziehen, werden 1991/92 begleitet von heftigen Demonstrationen und Ausschreitungen, die wiederholt massiven Polizeieinsatz erfordern. Aug.: Durch die Entscheidung des Bundesverteidigungsministeriums, den Bundeswehrstandort Marburg aufzulösen, ergeben sich für die Stadt weitreichende neue Entwicklungsperspektiven. Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG).
1992
Offizieller Beginn der Städtepartnerschaft Marburg-Northampton (Mai/Okt.).
31.12.: Nach
22jähriger Amtszeit tritt Oberbürgermeister Dr. Hanno Drechsler
krankheitsbedingt vorzeitig in den Ruhestand.
1993
9.5. u. 6.6.: Bei der ersten Direktwahl eines Oberbürgermeisters wird Dietrich Möller (CDU) gewählt, der am 1. Juli sein Amt antritt.