Zucht von Hanfsamen was zu beachten ist
19. Dezember 2024
Die CDU/CSU hat mehrfach darauf hingewiesen, dass eine unter ihrer Ägide firmierende Koalitionsregierung mit dem Cannabis-Experiment der Ampel-Regierung Schluss machen wird. Damit dürften angesichts aktueller Wählerumfragen die Tage gezählt sein, in denen Cannabis unter Einhaltung definierter Bedingungen legal angebaut werden darf. Doch noch ist es nicht so weit, sodass Kiffer das kurze Zeitfenster bis dahin ausnutzen können.
Doch für manche Hobbyzüchter ist der Anbau von Cannabis Neuland. Erschwerend kommt hinzu, dass in den letzten Jahren einige Entdeckungen gemacht wurden, die liebgewonnene Wahrheiten im Cannabis-Anbau auf den Kopf stellten. Unser Wegweiser bietet Züchtern einen Überblick über die wichtigsten Aspekte bei der Auswahl der Hanfpflanze.
Hanfpflanze Foto von Roberto Valdivia auf Unsplash
Die drei Hanfarten und ihre Wirkung
Wer Cannabis Samen kaufen möchte, sollte zunächst die drei klassischen Hauptarten von Cannabis kennen, um eine Pflanze mit der gewünschten Wirkung zu erhalten. Bei den Arten handelt es sich um Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis. Die beiden einflussreichsten Cannabinoide der Hanfpflanze, THC und CBD, kommen in einem unterschiedlichen Verhältnis vor.
Dadurch besitzt die Cannabis Sativa in ihren Blüten ein dichtes Profil an THC, während CBD weniger stark konzentriert ist. Bei der Cannabis Indica sind hingegen THC und CBD gleichermaßen dicht vertreten. Dadurch äußert sich die Wirkung beim Konsum der Cannabis Sativa in einem zerebralen High mit kreativen Schüben, das je nach Stimmung und Naturell inspirierend bis beängstigend sein kann. Bei der Wirkung der Cannabis Indica sprechen Kenner der Szene hingegen von einem Stoned-Gefühl. In diesem Zustand fühlen sich viele Konsumenten entspannt und sorglos. Sie haben einen schweren Kopf und könnten nun ähnlich wie ihre mexikanischen Vorbilder als Art ihrer persönlichen Freizeitgestaltung den ganzen Tag in einer sonnigen Hängematte liegen.
Bei der unscheinbaren Cannabis Ruderalis, die in den kälteren Regionen der Erde gedeiht, ist das Profil an THC und CBD nur gering ausgeprägt. Sie wird in einer Hanfsamen-Mischung ausschließlich als Hybrid verwendet, um der Sorte die gewünschten selbstblühenden Eigenschaften zu verleihen. Die Cannabis Ruderalis, die an das kalte Klima Russlands, Skandinaviens und der Mongolei angepasst ist, kann als einzige Cannabis-Art nämlich unabhängig von der Sonneneinstrahlung ihre Blütephase einleiten. Sorten mit Cannabis Ruderalis werden deshalb mit ihren Autoflowering-Eigenschaften vermarktet. Ebenso können sie der Hanfpflanze beim Wachstum eine gesunde Resistenz gegenüber widrigen äußeren Einflüssen mitgeben.
Keine eigenständigen Arten mehr?
2021 kamen Forscher einer niederländisch-kanadischen Studie der Dalhousie-Universität, Wageningen Universität und des Cannabis-Unternehmens Bedrocan International zum Ergebnis, dass die klassische Einordnung der Hanfpflanzen in Cannabis Indica und Cannabis Sativa irreführend sei. Es gebe diese Arten nicht einmal, sondern es seien das Klima und die Bodenbeschaffenheit, die ihr Aussehen und ihre Wirkung prägten.
Damit bestätigten die Wissenschaftler die Ergebnisse von Jeffrey Raber, der als Inhaber eines Testlabors für Medizinalhanf bereits 2013 die klassische Einordnung in die drei Cannabis-Arten infrage gestellt hatte. Für diese Klassifikation fehle die „wissenschaftliche Grundlage“, so Raber damals nach der Untersuchung von über 1.000 Cannabis-Sorten.
Wer als Züchter jetzt die Welt nicht mehr versteht, kann allerdings beruhigt sein, denn unabhängig davon, ob Cannabis Sativa, Cannabis Indica und Cannabis Ruderalis eigenständige Arten sind, bieten ihre spezifischen Eigenschaften Züchtern weiterhin Orientierung.
Beachtung der Terpene
Andere Studien zeigen, dass der Fokus auf Cannabinoide wie THC und CBD ein unnötig reduzierter Ansatz sein könnte, die Wirkung der Zuchtpflanzen von Cannabis hervorzurufen. Mindestens ebenso bedeutsam dafür wie die etwa 100 bislang entdeckten Cannabinoide seien die bislang etwa 200 entdeckten Terpene − die Duftstoffe der Pflanze. Die Art der Duftstoffe, welche die Hanfpflanze zur Kommunikation und Abwehr von Fressfeinden einsetze, bestimmen ebenso wie Cannabinoide ihre Wirkung, erklärten Forscher wie Hazekamp 2016 sowie Santiago, Connor, McGregor und Arnold 2019 in ihren jeweiligen Cannabis-Studien.Beispielsweise seien die Terpene Linalool und Myrcen beruhigend und entspannend, Terpinolen antibakteriell und antifungal, Pinene konzentrationsfördernd und atmungsfördernd, Limonen anregend und stimmungsaufhellend sowie Caryophyllen schmerzlindernd und entzündungshemmend.
Im Endeffekt ergeben sich für Züchter von Hanfpflanzen damit zahlreiche neue Kombinationsmöglichkeiten zur Erzeugung der gewünschten Stimmung, während Ärzte wiederum Patienten noch passgenauer helfen könnten, ihnen für ihr Leiden einen geeigneten Medizinalhanf zur Verfügung zu stellen. Neue Züchtungstechniken wie CRISPR-Cas9 ermöglichen es weiterhin, Hanfpflanzen mit spezifischen Eigenschaften noch gezielter als bisher zu entwickeln. Fortgeschrittene Züchter sollten außerdem beachten, wie stark Cannabinoide und Terpene zusammenwirken, um den Entourage-Effekt auszureizen.