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Regionale Gehaltsunterschiede in der Pflegebranche – Mehr Geld für die gleiche Arbeit?

4. Januar 2022

 

Gibt es Städte, in denen Pflegepersonal mehr verdient, als anderswo? Und wenn ja, warum ist das so? Dem gehen wir hier einmal auf den Grund.

 

Teures Leben, gutes Gehalt?

Das Prinzip wäre recht einfach – doch dann würden in den teuersten Städten Deutschlands nur Gutverdiener leben und dass dies nicht so ist, ist bekannt. Trotzdem gilt natürlich, dass Arbeitnehmer sich das Leben in teuren Städten leisten können müssen und Unternehmen keine Fachkräfte finden, wenn sie nicht gut bezahlen.

 

Die teuren Städte sind in der Regel Großstädte und haben Universitäten. Die Einwohnerzahl bestimmt den Bedarf an medizinischer Versorgung und Pflegeeinrichtungen. Daher werden Pflegende in diesen Städten sicher mehr verdienen, als in einem kleinen Pflegeheim in ländlicher Gegend.

 

Andererseits gibt es in Ballungsgebieten deutlich mehr Arbeitnehmer, die die nötigen Qualifikationen mitbringen als im ländlichen Raum. Bevor ein Arbeitnehmer aus der Großstadt in den ländlichen Raum pendelt, nimmt er daher ggf. einen Job an, der nicht so gut bezahlt ist. Immerhin spart er Zeit, Fahrtkosten und Nerven, wenn der Arbeitsweg kurz ist.

 

Wie sich das Lohngefüge wirklich gestaltet, hängt überall von verschiedenen Faktoren ab. Allen voran von den Trägern oder Eigentümern. Viele unterliegen Tarifverträgen, so dass sich die Gehaltsfrage ohnehin erübrigt.

 

Ein großes Problem ist das Diktat von Pflege- und Krankenkassen, was Leistungen, Liegezeiten und Abrechnungsmodalitäten angeht. Wirtschaftlichkeit ist nur gewährleistet, wenn beispielweise in der mobilen Pflege auf die Zeiten geachtet wird oder in den Kliniken geldbringende Diagnoseschlüssel abgerechnet werden, die bei Überprüfungen standhalten. Dass ein Haus, das am wirtschaftlichen Limit betrieben wird, einen komfortablen Personalschlüssel hat oder hohe Gehälter zahlt, ist unwahrscheinlich.

 

Im Krankenhaus

Im Krankenhaus – Pixabay - Public Domain Bilder / Creative Commons CC0 (CC0 1.0)

 

Unikliniken, Privatkliniken und Wohlfahrtsverbände

Unikliniken sind zwar abrechnungstechnisch gesehen eigene Wirtschaftsunternehmen, liegen aber unter der Aufsicht der öffentlichen Hand. Der Verdienst, die Personalentwicklungsangebote und Benefits sind hier üblicherweise hervorragend. Doch auch hier lässt sich nicht pauschal sagen, dass es keine Klinik gibt, die besser zahlt, als eine Uniklinik.

 

Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen der Wohlfahrtsverbände sind dem öffentlichen Dienst angegliedert und haben daher auch Tarife, die Arbeitnehmer sehr zu schätzen wissen.

 

Privatkliniken müssen nicht zwangsläufig finanziell besser aufgestellt sein. Wie die wirtschaftliche Lage ist, richtet sich nach den Behandlungsfeldern und der Finanzkraft von Patienten. Kliniken in denen reine Schönheitsoperationen durchgeführt werden, stehen im Ruf sehr hohe Umsätze zu machen. Doch Umsatz ist nicht gleich Gewinn und nach Abzug von Unterhaltskosten für die teure Medizintechnik, dem meist feudalen Anwesen, Gebühren, Versicherungen etc. kann der Blick in die metaphorische Lohntüte stark eintrüben.

 

Warum Geld nicht alles ist

Die Pflege ist eine Branche, die geht an die Substanz. Mit Geld lässt sich gar nicht bezahlen, was die Mitarbeitenden in ihrem täglichen Arbeitsalltag leisten. Die psychische Belastung, die die Arbeit mit Menschen zwangsläufig mitbringt, ist bei den ausgebildeten Pflegefachkräften (Pflegefachmann/ Pflegefachfrau) enorm hoch. Sie müssen Kontakte zu Patienten, Angehörigen und Mitarbeiten pflegen, die nicht immer erfreulich sind. Ist eine Klinik, eine Station oder ein Wohnbereich dann noch schlecht strukturiert, verpuffen alle Bemühungen die Arbeit irgendwie zu schaffen und führt zu Frust bei allen Beteiligten. Ausfälle durch Krankheit, Kündigungen von Kollegen etc. erreichen eine unzumutbare Härte, weil es ohnehin in fast allen Einrichtungen schon einen Personalnotstand gibt.

 

Der gute Verdienst, wird zwar in den meisten Stellenangeboten als Werbeargument angeführt, doch desillusionierte Pflegefachkräfte schauen auf das rundherum. Die bedeutsameren Schlagworte in den Inseraten sind daher Formulierungen wie Dienst nach Wunsch, Gesundheitsprogramme und betriebliche Altersvorsorge.

 

Mit dem Betriebsklima steht und fällt das Leistungsvermögen der einzelnen Mitarbeitenden. Führungskräfte, die es allen recht machen wollen, scheitern daran ohnehin oder überarbeiten sich selbst, weil sie all die unliebsamen Dienste übernehmen. Klare Ansagen und gerechte Dienstplanung empfinden die meisten Arbeitnehmer als angenehm und eine Führungskraft die ggf. auch mit Strenge gewährleistet, dass die Abläufe funktionieren, erreicht langfristig mehr, als wenn sie auf jeden Wunsch eingeht und Dienstpläne nicht verbindlich vorgeben.

 

Pflegefachkräfte wünschen sich Weiterbildungen und schätzen sehr, wenn Arbeitgeber dies anbieten und dabei auch Wünsche und Ziele der Mitarbeitenden eingehen.

 

Immer mehr Pflegefachkräfte achten bei der Jobsuche auch auf die Konzepte und Unternehmensphilosophie. Gerade die Altenpflege befindet sich im Wandel. Der Krankenhauscharakter verblasst mehr und mehr und aus klinik- oder hotelähnlichen Anlagen wird ein heimeliges Ambiente, das dem Umfeld von Senioren weit mehr entspricht, als eine große sterile Lobby.

 

Hohes Gehalt bedeutet nicht immer gute Bezahlung

Als Vergleichsgröße für die Entlohnung sollte immer das Grundgehalt hergenommen werden. Je nach Einsatzgebiet, Schichten usw. kann das Monatsgehalt weit über dem Grundgehalt liegen, das bedeutet dann aber auch, dass der Mitarbeiter entsprechend viele Zuschläge bekommen hat.

 

Zuschläge gibt es für:

  • Nachtarbeit
  • Wochenendarbeit
  • Feiertagsarbeit
  • Besonders anspruchsvolle oder schwere Arbeit (Intensiv-, Psychiatriezuschläge u.ä.)
  • Besondere Aufgaben (Praxisanleitung)

 

Natürlich wirkt das hohe Gehalt auf den ersten Blick dann sehr attraktiv, doch es bedeutet auch, wenig Freizeit zu Zeiten, in denen die meisten Menschen gerne frei haben, außerordentliche körperliche und psychische Belastungen, hoher Verantwortungsdruck oder Mehrarbeit, teilweise auch außerhalb der Arbeitszeit (Planung von Aufgaben für Auszubildende usw.).

 

Viele Pflegende, die noch keine familiären Verpflichtungen haben, sehen in Nachtdiensten und Feiertagsschichten die finanziellen Vorteile und dafür sind erziehende Kollegen auch sehr dankbar. Studien haben jedoch gezeigt, dass Schichtarbeit für Arbeitnehmer ein ernstzunehmendes Risiko für die Gesundheit darstellt und sich die Folgen auch erst später zeigen können. Daher werden die kurzfristigen finanziellen Extras unter Umständen später mit Bluthochdruck, Schlafstörungen oder Erschöpfungszuständen bezahlt.

 

Image des Arbeitgebers kann Geld wert sein

Das Image einer renommierten Klinik oder eines Pflegeheims, das aufgrund besonderer Konzepte regional oder auch überregional bekannt ist, kann sich langfristig finanziell auswirken. Wenn Arbeitnehmer wechseln wollen beispielsweise. Häuser, die ihre Standards nach besonders hohen Vorgaben definieren, spezielle Krankheitsgebiete bearbeiten oder technisch sehr gut ausgestattet sind, laufen aber auch Gefahr, dass die „Konkurrenz“ das Personal abwirbt, um von dem fachlichen Kenntnisstand zu profitieren. Dies geschieht dann in der Regel mit Lockangeboten bei denen überdurchschnittliche Gehälter eine Rolle spielen können und oft unter Einsatz professioneller Headhunter.

 

Fazit: Die Bezahlung von Pflegefachkräften unterscheidet sich regional nur wenig, weil viele Pflegeeinrichtungen an Tarifverträge gebunden sind oder sich Wohlfahrtsverbände an Tarifverträgen orientieren. Auch wenn es heißt, dass Pflegefachkräfte unterbezahlt sind, so vermissen viele Pflegende mehr die gesellschaftliche Wertschätzung, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder auch die Angebote zur Psychohygiene und Work Life Balance, als konkrete Geldleistungen. Die Arbeit in Ballungsgebieten kann zwar besser bezahlt sein, jedoch ist entweder das Leben dann teurer oder es sind weitere Wege zur Arbeit zurückzulegen.

 

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